Die Postkarte damals und heute
Von der Kriegsfront, aus Büros von Unternehmen oder als Urlaubsgruß: Es gab Zeiten, als in Deutschland massenhaft Postkarten verschickt wurden. Früher war der Versand der Karten sogar eine Form der Kommunikation, die fast schon revolutionär schnell war. Inzwischen ist es anders. Kurznachrichten übers Smartphone machen der Postkarte nicht nur Konkurrenz, sondern verdrängen sie ein Stück weit.
Wir werfen einen Blick auf die Geschichte der Postkarte damals und heute:
Inhalt
Schnelle Kommunikation dank Postkarten
In gewisser Hinsicht war die Postkarte so etwas wie die SMS des 19. Jahrhunderts. Denn als die Postkarte im Jahr 1869 im deutschen Sprachraum eingeführt wurde, bestand das wesentliche Ziel darin, eine schnellere Kommunikation zu ermöglichen.
Dabei wurden die ersten Kurznachrichten zunächst aus Österreich und kurz darauf auch aus Deutschland unter der Bezeichnung „Correspondenzkarte“ verschickt.
Allerdings sorgten sie für reichlich Empörung. Schließlich wurden die Karten ohne einen Briefumschlag versendet. Folglich konnte jeder, der die Karten unterwegs in die Hände bekam, die Nachrichten lesen.
Ungeachtet der Bedenken wegen der Sittlichkeit und des Postgeheimnisses setzte sich das neue Medium aber trotzdem schnell durch.
Vor allem für Unternehmen waren Postkarten aus wirtschaftlicher Sicht sehr interessant. Denn einerseits waren sie deutlich preiswerter als teure Telegramme oder herkömmliche Briefe. Andererseits erreichten sie die Empfänger viel schneller als Briefe.
Bei der Post gab es nämlich mehrere Male pro Tag einen Kartenversand. Dadurch wurde es möglich, wichtige Nachrichten oder Absprachen innerhalb weniger Stunden zu übermitteln.
Nachrichten aus Kriegsgebieten
Doch nicht nur in Unternehmerkreisen fand die Postkarte viele Anhänger. Auch diejenigen, die sich schwer damit taten, Briefe zu schreiben, freundeten sich schnell mit dieser Form der Mitteilung an.
Schließlich brachte es schon das kleine Format mit sich, dass nicht viel Text formuliert und verfasst werden musste.
Hinzu kam, dass beim Schreiben einer Postkarte weit weniger Konventionen beachtet werden mussten als bei einem Brief. Bezogen auf zum Beispiel den Sprachstil und den Anlass bot die Postkarte weit mehr Freiheiten.
Seine erste Massennutzung erlebte das neue Medium während des deutsch-französischen Krieges. Eine typische Botschaft von der Front lautete etwa: „Ich lebe noch.“ Die deutschen Soldaten mussten seinerzeit kein Porto bezahlen und nutzten deshalb gerne die Möglichkeit, eine Nachricht nach Hause zu schicken.
Während des Krieges fanden rund zehn Millionen Feldpostkarten den Weg in die deutsche Heimat. Allerdings war der Versand über Landesgrenzen hinweg anfangs tatsächlich den Truppen im Krieg vorbehalten.
Ansonsten konnten Postkarten nur innerhalb Deutschlands verschickt werden. Das änderte sich erst, als im Jahr 1875 der Weltpostverein gegründet wurde.
Von der Correspondenzkarte zur Ansichtskarte
Im Laufe der Zeit veränderte die Postkarte ihr Aussehen. Die ersten Karten zeigten gar keine Bilder. Stattdessen war eine Seite für die Adresse und die andere Seite für die Nachricht reserviert. Später kamen dann Fotos und Illustrationen dazu.
Die Bilder wurden immer größer und nahmen schon bald die ganze Rückseite ein. Das machte die Postkarte noch attraktiver, wenn es darum ging, zum Beispiel Glückwünsche oder Urlaubsgrüße zu übermitteln.
Der Erste Weltkrieg wurde zum ersten Krieg, bei dem es nicht nur propagandistische Bildpostkarten gab. Vielmehr wurden auch Momentaufnahmen des Krieges und Bilder der Zerstörung durch Fotografien auf den Feldpostkarten festgehalten.
Ansonsten zeigten typische Postkarten Bilder von Landschaften mit Bergen oder Stränden, Städten und berühmten Sehenswürdigkeiten. Damit eröffneten die Karten den Empfängern Ansichten von Orten, die sie vielleicht nicht kannten oder so noch nie gesehen hatten.
Der Reiz der Ansichtskarten sollte über das ganze 20. Jahrhundert hinweg erhalten bleiben. Auch heute noch werden an touristischen Orten Postkarten mit den verschiedensten Motiven angeboten.
Trotzdem ging mit Beginn des neuen Jahrtausends die Anzahl an Grüßen, die per Postkarte verschickt wurden, deutlich zurück. An ihre Stelle traten SMS, E-Mails, Nachrichten über Messenger-Dienste und soziale Netzwerke sowie digitale Grußkarten.
Postkarten als Geste
Die Medien des digitalen Zeitalters machen es möglich, bildreich zu kommunizieren. Außerdem verursachen sie kaum Kosten und die Nachricht erreicht den Empfänger innerhalb weniger Sekunden. Trotzdem ist die Postkarte nie ganz von der Bildfläche verschwunden.
Nach Angaben der Deutschen Post liegt die Zahl der Postkarten, die jedes Jahr verschickt werden, noch immer im dreistelligen Millionenbereich.
Tatsächlich ist es heute etwas Besonderes, eine Postkarte zu bekommen. Schließlich hat sich jemand die Mühe gemacht, eine Ansichtskarte mit einem schönen Motiv auszusuchen, samt Briefmarke zu kaufen, ein paar Worte zu schreiben und einen Briefkasten zu suchen.
Das alles hat der Absender getan, ohne dass er eine Antwort auf seine Nachricht erwartet. Ihrem ursprünglichen Zweck einer schnellen und kostengünstigen Kommunikation dient die Postkarte heute nicht mehr.
Was jetzt zählt, ist die Geste dahinter.
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Thema: Die Postkarte damals und heute
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